Internationaler Tag der Sprachentwicklungsstörung

Kategorie Medienmitteilung

Sprachentwicklungsstörungen können einen Einfluss auf die schulischen Leistungen und die sozial-emotionale Entwicklung haben, sie können auch mit Verhaltensauffälligkeiten sowie Mobbing in Verbindung stehen. Pro Schulklasse sind rund zwei Kinder betroffen. Am Internationalen Tag der Sprachentwicklungsstörung schärft die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (HfH) das Bewusstsein dafür, dass eine adäquate Förderung betroffener Kinder multiprofessionell angegangen werden muss. Dann kann sie einen Unterschied für den Schulerfolg machen.

Kontakt

Nina Hug Titel Dr. rer. soc.

Funktion

Leiterin Hochschulkommunikation

Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) ist eine Verarbeitungsstörung, die das Sprechen oder das Verstehen von Sprache erschwert. In der Schweiz gibt es keine Statistik zum Auftreten von Sprachentwicklungsstörungen. Internationale Studien gehen jedoch davon aus, dass 7,5 % der Schüler:innen betroffen sind, Jungen etwas häufiger als Mädchen.

Sprachentwicklungsstörungen unterscheiden sich von reinen Sprechstörungen dadurch, dass die Spracherarbeitung betroffen ist. Damit ist das Risiko für weiterführende Problematiken wie negative Einflüsse auf schulische Leistungen, Bildungsverläufe und sozial-emotionale Entwicklung bei diesen Kindern erhöht. Eine Sprachentwicklungsstörung steht häufig mit weiteren Lernstörungen in Verbindung. So entwickeln ca. 50% der Kinder mit SES auch eine Lese-Rechtschreibstörung (LRS).

Umso wichtiger ist es, Zusammenhänge und Ausprägungen von Sprachentwicklungsstörungen zu kennen, um ihnen begegnen zu können. In der Praxis stehen beispielsweise folgende Fragestellungen zum Thema im Zentrum: Wie können alle betroffenen Lernenden frühzeitig erfasst und gefördert werden – zum Beispiel auch mehrsprachige Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen? Welche aktuellen Erkenntnisse und neu entwickelten Diagnostik- und Förderinstrumente können in Unterricht und Therapie wirksam eingesetzt werden? Welche Rahmenbedingungen sind im integrativen Unterricht dazu nötig?

Steigende Diagnosen

Es ist zu beobachten, dass es in jüngster Zeit mehr Diagnosen im Bereich Sprach- und Sprechstörungen gibt – ähnlich wie die Zunahme von anderen Diagnosen, wie etwa Lese-Rechtschreibstörungen, ADHS oder Autismus-Spektrum-Störungen (ASS). Die möglichen Gründe für diese Zunahme sind vielfältig:

  • Es gibt heute ein grösseres Bewusstsein für Sprach- und Entwicklungsauffälligkeiten in den Schulen.
  • Bessere Diagnosetools führen dazu, dass Sprachstörungen häufiger und genauer erfasst werden.
  • Sozioökologische und psychosoziale Faktoren können eine Rolle spielen: Sind Interaktionen zwischen Eltern und Kind eingeschränkt oder hat das Kind wenig Kontakt zu Gleichaltrigen und weniger Möglichkeiten, Sprachfähigkeiten spielerisch zu entwickeln und zu üben, erhöht sich das Risiko einer SES. Der zunehmende Gebrauch digitaler Medien kann diese Entwicklung befördern.

Prof. Dr. Maja Kern kann den steigenden Diagnosen auch einen positiven Effekt abgewinnen: «Sie tragen zu einer Schärfung des Bewusstseins in der Bevölkerung zu den Problematiken rund um Sprachentwicklungsstörungen bei. Damit Sprachförderung aber gelingt, muss sie als multiprofessionelle Aufgabe verstanden werden, denn für eine inklusive Sprachbildung braucht es alle Beteiligten.» Deshalb hat die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (HfH) ihre Angebote so entwickelt, dass eine multiprofessionelle Zusammenarbeit gefördert und gestärkt wird. So richten sich bestimmte Weiterbildungen explizit sowohl an Lehrpersonen und Schulische Heilpädagog:innen als auch Logopäd:innen.

CAS Effektive Förderung bei LRS

Eine solche multiprofessionelle Weiterbildung der HfH ist der Zertifikatslehrgang CAS Effektive Förderung bei Lese-Rechtschreibschwäche. Im CAS werden Zusammenhänge mit verschiedenen Lernvoraussetzungen der Betroffenen untersucht und Know-how zu Diagnostik und Handlungsmöglichkeiten vermittelt. Die Absolvent:innen (Lehrpersonen, Logopäd:innen und Schulische Heilpädagog:innen) lernen, wie sie im Schulalltag und Unterricht die betroffenen Kinder und Jugendlichen adäquat fördern können. Denn: Gezielte Massnahmen können den Unterschied machen für eine erfolgreiche schulische Laufbahn.

Am 19. September 2025 fand die Diplomfeier des CAS Effektive Förderung bei LRS statt: 27 Teilnemer:innen haben diesen Zertifikatslehrgang erfolgreich abgeschlossen. Der CAS wird von Prof. Susanne Kempe, Professorin für Interventionen bei Sprach- und Sprechstörungen, und Prof. Dr. Maja Kern, Professorin für Sprachförderung und Sprachdidaktik in heterogenen Lerngruppen, geleitet. Eine erneute Durchführung ist für das Schuljahr 2026/2027 geplant. Informationsveranstaltungen finden am 23. Februar 2026, 17. März 2026 und 5. Mai 2026 online statt. Der Anmeldeschluss für den CAS ist der 18. Juli 2026.

Ende September 2025 erhielten 27 Teilnehmer:innen ihr Zertifikat. Herzliche Gratulation!

Prof. Susanne Kempe (links, weiterhin) und Karin Zumbrunnen (rechts, bisher) haben den CAS Effektive Förderung bei LRS zusammen geleitet. Die Co-Leitung übernimmt neu Prof. Dr. Maja Kern.

Die Zertifikatsübergabe fand am 19. September 2025 an der HfH statt.

Die Teilnehmer:innen konnten im Anschluss auf ihren Erfolg anstossen. Mit dem erworbenen Know-how können sie Kinder und Jugendliche mit einer Sprachentwicklungsstörung adäquat fördern.

Kontakt. Falls Sie weitere Fragen zum Thema haben oder ein Expert:inneninterview planen, können Sie Ihre Anfrage gerne an Dr. Nina Hug, Leiterin Hochschulkommunikation, richten.