200 Jahre Brailleschrift

Kategorie News

Seit 200 Jahren eröffnet die Brailleschrift Menschen mit Blindheit und starken Sehbeeinträchtigungen den Zugang zu Bildung und Teilhabe – und ist damit ein Wegbereiter für Inklusion. Dieser Bewegung schliesst sich die HfH an: Ab August bietet sie den CAS «Brailleschrift unterrichten» an.

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Fabian Winter Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für Bildung bei Beeinträchtigung des Sehens

Am 4. Januar feierte die Brailleschrift 200 Jahre. Sie ist ein Symbol für Teilhabe und für die Bildung von Menschen mit Blindheit und hochgradiger Sehbehinderung. Das Datum ist gleichzeitig der Geburtstag von Louis Braille, der 1825 – mit nur 16 Jahren – die Brailleschrift als Schüler am Pariser Blindeninstitut erfand.

In der Schweiz leben gemäss dem Schweizerischen Zentralverein für das Blindenwesen SZBLIND rund 377000 Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung, Blindheit, Hörsehbeeinträchtigung oder Taubblindheit. Für sie ist der Zugang zu Information oft mit Hürden verbunden. Die Herausforderungen beim Erlernen der Brailleschrift variiert je nach Lebensphase und können durch zusätzliche Beeinträchtigung noch verstärkt werden. Zudem beeinflusst der Förderort die Planung und Durchführung von Förderangeboten. Das macht den Punktschriftunterricht zu einer anspruchsvollen Aufgabe.

Um Lehrpersonen und Fachkräfte optimal zu unterstützten, bietet die HfH den CAS «Brailleschrift unterrichten» an – ein einjähriger Zertifikatslehrgang (10 ECTS Punkte, Kosten: CHF 7300) mit einer begrenzten Teilnehmerzahl von maximal 16 Personen. Das Programm richtet sich sowohl an Lehrpersonen als auch an Selbstbetroffene mit pädagogischer Vorbildung und vermittelt Kenntnisse in Brailleschriftsystemen, Didaktik und Förderplanung, haptischer Wahrnehmung sowie Access Technologien. 

Der Lehrgang ist in verschiedene Module gegliedert – Kurse zu haptischer Wahrnehmungsförderung, zur Herausbildung der Alphabetisierung, zu speziellen Lehrmitteln und vielem mehr – und alle Kursmaterialien sind barrierefrei zugänglich. Damit fördert die HfH nicht nur das Erlernen der Brailleschrift, sie leistet auch einen nachhaltigen Beitrag zur inklusiven Bildung.

Forschungsergebnisse. Wie verändert sich ihr der Stellenwert der Brailleschrift in einer digitalen Welt mit immer mehr assistiven Technologien? Das Forschungsprojekt «Zukunft der Brailleschrift (ZuBra)» hat genau das untersucht. Die Ergebnisse aus ZuBra sollen zur Ausgestaltung und Weiterentwicklung von Bildungsangeboten für junge Menschen mit Blindheit und hochgradiger Sehbehinderung beitragen. Sie sollen diese im Aufbau und in der Sicherung von Lese-, Schreib- und Hörkompetenz unterstützen. Lesen Sie mehr zu den Forschungsergebnissen. Zum Artikel «Zukunft der Brailleschrift»: Grundlegende Erkenntnisse und notwendige Schlussforderungen für die Praxis aus der ZuBra-Studie 

Reportage. «Die Chance auf Inklusion zu erhalten ist oft ein harter Kampf», sagt Annika Hasslinger, angehende Schulische Heilpädagogin. Sie ist stark sehbeeinträchtigt und hat sich die Umsetzung ihres Berufswunsches als Schulische Heilpädagogin erkämpfen müssen. Die Reportage im aktuellen Hochschulmagazin begleitet die HfH-Studentin in ihrem Studien- und Berufsalltag. Zur Reportage «Kinder sollen ihren Traum von Teilhabe näherkommen»

Ihren Platz an der Fachmittelschule in Bern hatte sie sich mit harter Arbeit errungen. Das war ein grosser Ansporn: Ihre Fachmatur schloss sie mit der Note 6 ab. «Kinder sollen ihrem Traum von Teilhabe näherkommen, indem ich an sie glaube und auch Vorbild sein kann», sagt sie.

Teilhabe. Mit dem Jubiläum der Brailleschrift und dem praxisnahen CAS «Brailleschrift unterrichten» wird nicht nur einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der Punktschrift gefeiert, sondern es wird auch ein starkes Zeichen für die Zukunft gesetzt – für den fortwährenden Einsatz in der für inklusiven Bildung und für die nachhaltige Teilhabe aller Menschen.