Internationaler Austausch: Dynamisches Testen von Sprachkompetenzen

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Im Projekt wird das Potenzial Dynamischer Diagnostik (dynamic assessment) – eine Methode, die das Lernpotenzial einer Person fokussiert – im Kontext des Sprachenlernens über verschiedene Modalitäten hinweg (Sprach- und Gebärdensprachen) untersucht. Die meisten standardisierten Diagnostiken der Sprachentwicklung liefern nur einen Ausschnitt der vorhandenen Sprachkenntnisse. Dynamische Methoden geben durch den interaktiven Austausch zwischen Testleitung und Teilnehmenden Einblicke in die zugrundeliegenden Kompetenzen und können somit auch zukünftige Entwicklungen vorhersagen. Dies ist besonders relevant bei der Beurteilung von Kindern aus kulturellen und/oder sprachlichen Minderheitengruppen.

Projektleitung

Britta Massie Titel Prof., Dr. rer. biol. hum.

Funktion

Professorin für Sprachförderung und Sprachdidaktik in heterogenen Lerngruppen (in Stellenteilung)

Susanne Kempe Preti Titel Prof.

Funktion

Professorin für Interventionen bei Sprach- und Sprechstörungen

Tobias Haug Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für Gebärdensprache und Partizipation bei Hörbehinderung

Fakten

  • Dauer
    05.2025
    10.2025
  • Projektnummer
    4_63

Projektteam

  • Wolfgang Mann

Kooperationen

  • Universität zu Köln

Finanzielle Unterstützung

  • Schweizerischer Nationalfonds SNF

Ausgangslage

Über den typischen und atypischen Spracherwerb in mehrsprachigen und multimodalen Kontexten in gesprochenen Sprachen und Gebärdensprachen liegen wenige gesicherte Erkenntnisse vor. Dynamische Testungen können mehr Aufschluss über die beim Spracherwerb erforderlichen Fähigkeiten geben und Einblicke in die zugrundeliegenden Sprachmechanismen liefern. Dieser Ansatz ist im deutschsprachigen Raum noch wenig etabliert und kann den Lernprozess beim Spracherwerb (von Gebärden- und gesprochenen Sprachen) sichtbar machen. Untersuchungen zum Einsatz von Dynamischer Diagnostik in englischsprachigen Ländern, insbesondere in den USA, haben gezeigt, dass es sich um ein nützliches Diagnosewerkzeug für die Arbeit mit (hörenden) Kindern handelt, deren kulturelle und sprachliche Erfahrungen sich von denen unterscheiden, die in Standardtestinhalten repräsentiert sind. Durch gezielte und systematische Unterstützung können Kinder lernen, wie sie Sprachkompetenzen in sprachbezogenen Aufgaben entwickeln und anwenden können. Dieser Prozess kann die potenziellen Auswirkungen von Testverzerrungen auf Kinder mit einem unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Hintergrund verringern. Ziel ist es, diesen Ansatz im deutschsprachigen Kontext zu prüfen.

Vorgehen

In einem viertägigen internationalen Austausch an der HfH werden aktuelle Forschungserkenntnisse zur mehrsprachigen und multimodalen Sprachentwicklung (gesprochener und gebärdeter Sprachen) vorgestellt und Methoden der Dynamischen Diagnostik diskutiert. In Fachreferaten, Praxisbeispielen, Workshops und Diskussionsrunden tauschen sich Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen und Studierende über die Themen der Sprachentwicklung sowie die Möglichkeiten der Beurteilung dieser aus. 

Ziele

  1. Überblick über den Spracherwerb, einschliesslich Meilensteinen in der gesprochenen und gebärdeten Sprache, Sprachlern- und Sprachverarbeitungsstrategien.
  2. Überblick über ausgewählte (Gebärden-)Sprachbewertungen bei Kindern.
  3. Diskussion der Herausforderungen einer angemessenen (Gebärden-)Sprachbewertung von gehörlosen/schwerhörigen Gebärdensprachkindern.
  4. Prüfung, inwieweit dynamische Bewertungsansätze sensitiv auf Unterschiede in den Sprachlernprofilen mehrsprachiger oder multimodaler Kinder reagieren.
  5. Diskussion, wie dynamische Bewertungsverfahren die individuellen Sprachlernunterschiede mehrsprachiger oder multimodaler Kinder sichtbar machen können.
  6. Identifizierung potenzieller Bereiche für gemeinsame angewandte Forschungsvorhaben.

Erwartete Ergebnisse und Fazit für die Praxis

Als Ergebnis werden Bedarfe aus der Praxis zusammengefasst und in Projektideen zur Erforschung überführt. Der internationale Austausch dient als Kick-off für die gemeinsame Erarbeitung von Forschungszielen und -projekten.