Schule in Schieflage

Tagungsrückblick

Schwierige Schülerinnen und Schüler, fordernde Eltern, überforderte Lehrpersonen – sind das gefühlte Wahrheiten oder ist die Schule tatsächlich in einer Krise? Die Tagung «Schule in Schieflage?» vom 27. September 2017 an der HfH zeigte: Die Schule ist nicht in unmittelbarer Absturzgefahr, aber sie ist auch nicht überall im Lot – und muss deshalb gezielt stabilisiert werden.

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Wer sich angeschlagen oder krank fühlt, sucht einen Arzt auf. Dieser führt dann eine Untersuchung durch, um der Sache auf den Grund gehen zu können. Übertragen auf das Thema der Tagung stellt sich die Frage: Wie steht es um den Patienten Schule? Hier ein kurzer Gesundheits-Check.

Symptome

Die Herausforderungen für die Schule haben in den letzten Jahren mindestens in dreifacher Hinsicht zugenommen. Erstens: «Früher war es einfacher, im Unterricht eine Gruppe zu formieren, weil weniger Differenzen moderiert werden mussten», sagt Dr. Daniel Barth von der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik. Die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft zeigt sich dabei in vielen Bereichen: Kultur, Klasse, Herkunft, Besitz, Religion, Sprache, Gesundheit und viele weitere mehr.

Zweitens: «Immer häufiger wird bei Kindern und Jugendlichen der Verdacht auf Entwicklungsprobleme geäussert», sagt der Kinderarzt Dr. Markus Schmid. Das reiche von Spracherwerbsstörungen über ADHS bis hin zu Autismus-Spektrum-Störungen – und bedeute eine erhebliche Aufgabe für die Schule.

Drittens: Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen werden vermehrt integrativ unterrichtet. «Die Schule hat in den letzten zehn Jahren eine enorme Integrationsleistung vollbracht», sagt Philippe Dietiker vom Volksschulamt Zürich. Um zahlenmässig angewachsene Gruppen wie etwa die integrierten Sonderschüler adäquat fördern zu können, muss die Regelschule allerdings erhebliche Ressourcen aufwenden. Der Tenor der Experten: Der Patient Schule ist nicht in Schieflage, nicht krank, aber gleichwohl unter Druck. Woher kommt dieser Druck?

Visualisierung der zunehmenden Herausforderungen in der Schule, aufgeteilt in vier Bereiche: spezielle Bedürfnisse (denen in der Regelklasse Rechnung getragen wird), Entwicklungsprobleme (die vermutet werden - wie Autsimus-Spektrum-Störungen oder ADHS), Heterogenität (in Herkunft, Sprache, Besitz, Kultur, Normen ...) und Schule-Eltern-Konflike (.. bis hin zum Abbruch der Beziehung).

Ursachen

Die Schule stellt ein Abbild gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen dar. Die immer grösser werdende soziale Ungleichheit, das veränderte Mediennutzungsverhalten, die erhöhten Erwartungen der Eltern – all dies übt Druck auf die Schule aus, verändert ihre Statik, ihre Stabilität. Und diese Kräfte werden in den nächsten Jahren tendenziell sogar noch zunehmen.

Therapie

Wenn etwas unter Druck oder gar in Schieflage ist, dann muss es gut verankert werden. «Man wird dann erfolgreich, wenn alle Hilfssysteme gut kooperieren», sagt Daniel Kübler vom Amt für Jugend und Berufsberatung (AJB) in Zürich. Damit meint er Systeme ausserhalb der Schule wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Jugendanwaltschaft oder die KESB. Je besser die Kooperation, desto besser die Tragfähigkeit des ganzen Systems. Zudem sollte die Schule ihre Führungs- und Orientierungsfunktion stärker wahrnehmen – gerade, wenn etwas aus dem Lot ist, wie Prof. Christian Liesen von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ausführte: «Wir müssen vermehrt Räume entdecken und bauen, in denen Entwicklungsschritte wieder möglich sind.» Das eröffne neue Perspektiven. Um für morgen eine möglichst gute Perspektive zu haben, muss die Schule schon heute damit anfangen – bevor die Schieflage mehr wird als eine gefühlte Wahrheit.

Autoren: Dr. Dominik Gyseler und Dr. Steff Aellig, Wissenschaftskommunikation HfH

Film zur Tagung

Informationen zum Video. Zu Beginn wird der Text «Schule in Schieflage? Spannungsfeld Kind - Familie - Schule, Film zur Tagung» eingeblendet. Dann folgt ein zweiter Text «Ausgangslage: Komplexe Fälle bringen die Schule an ihre Grenzen». Der erste Fall ist «Robin, 3. Sek, Alkoholprobleme, Mutter: psychisch krank, Vater: wohnt nicht hier». Der zweite Punkt ist «Handlungsfelder: Innovation, Kooperation, Führung». Die Vortragenden sind: Dr. Steff Aellig (Tagungsleitung und Moderation), Prof. Dr. Barbara Fäh (Rektorin HfH), Phillipe Dietiker (Leiter Abteilung Sonderpädagogisches, VSA Zürich), Prof. Dr. Christian Liesen (Institut für Sozialmanagement, ZHAW Zürich), Dr. Daniel Barth (Institut für Professionalisierung und Systementwicklung, HfH Zürich), Dr. Markus Schmid (Kinderpraxis Oerlikon und Kinderspital Zürich) und Daniel Kübler (Leiter Zentralbereich Kinder- und Jugendhilfe, AJB Zürich).

Film zur HfH-Tagung «Schule in Schieflage?»

Video-Abspann in Textform

Schule in Schieflage? Tagung durchgeführt am 27.09.2017 an der HfH Zürich

  • Steff Aellig (Leitung und Moderation)
  • Sandra Hiltbrunner (Tagungskoordination)
  • Ereleta Mehmedi (Tagungssekretariat)
  • Reto Schürch und Sandro Raveane (Foto, Ton, Technik)
  • Bruno Scarpel (Technik, Kamera, Schnitt)
  • Steff Aellig und Dominik Gyseler (Konzeption und Regie)

Interview zur Tagung

Informationen zum Video. Zu Beginn wird der Text «Schule in Schieflage? Spannungsfeld Kind - Familie - Schule, Interview zur Tagung» eingeblendet. Das Interview wird geführt von Dr. Steff Aellig, Wissenschaftskommunikation HfH. Der Gesprächsgast ist Roger Hiltebrand, Schulleiter OS Stadel. Während dem Video werden Eindrücke aus der Fachtagung gezeigt.

Interview mit Schulleiter Roger Hiltebrand, Oberstufe Stadel

Video-Abspann in Textform

Schule in Schieflage? Interview zur Tagung vom 27.09.2017

  • Kamera: Bruno Scarpel
  • Konzeption und Realisation: Steff Aellig, HfH

Tagungen

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